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Marcus Hoffmann |
Von grenzenloser Begeisterung und der neuen Lust am Erlöst-Sein |
Junge Menschen versammeln sich in Massen und feiern mit einer bunten Bühnenshow und satten Beats sich und ihren Erlöser Jesus Christus. Charismatische Frömmigkeit produziert Bilder, die auf den ersten Blick gar nicht in diese Zeit zu passen scheinen – oder doch? Was steckt hinter der Begeisterung, die inzwischen auch in Deutschland angekommen ist? |
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Wenn es um die Frage nach der Relevanz und Zukunft von Religion geht, drehen sich die Diskussionen hierzulande in aller Regel um deren allgemeinen Bedeutungsverlust sowie die angespannte Situation der Kirche(n). Zwar streitet die Fachwelt seit längerem auch darüber, inwiefern sich der mit der Säkularisierungstheorie erwartete Niedergang des Religiösen doch nicht so eindeutig darstellt wie erwartet, doch nimmt in den öffentlichen Debatten und Überlegungen die Krise einen ungleich breiteren Raum ein als der Blick auf mögliche Revitalisierungsbewegungen.
Einer der wenigen Bereiche, in dem sich ein solcher Gegentrend abzuzeichnen scheint, dürften die Aktivitäten der charismatischen Bewegungen sein, die in Deutschland zwar keine Massenphänomene darstellen, aber auch hier in den letzten Jahren erkennbar Fuß gefasst haben. Außerordentliche Wachstumsquoten verzeichnen diese Gruppen schon seit Jahren (und vor allem) in den Ländern des globalen Südens sowie in den USA, weshalb Schätzungen zufolge inzwischen jede/r vierte Christin bzw. Christ weltweit einer Bewegung des pfingstlich-charismatischen Spektrums zuzuordnen ist. In Europa, das einen deutlich anderen religions- und kulturgeschichtlichen Hintergrund aufweist, ist eine solche Dynamik zwar (noch) nicht zu beobachten. Es fällt aber auf, dass sich auch die Deutsche Bischofskonferenz inzwischen zunehmend intensiver mit diesen Bewegungen befasst und sie als »Epizentren« einer neuen religiösen Entwicklung sieht.
Wie bewusst in diesem Zusammenhang der Begriff »Epizentrum« gewählt ist, sei zunächst dahingestellt, die Frage nach den Auswirkungen, die von dieser Entwicklung ausgehen, sollte jedoch nicht vorschnell unter den Teppich gekehrt werden. Denn wahrzunehmen ist auch, dass das, was sich dort ausbreitet, keineswegs der Rückkehr einer (wie auch immer gearteten) klassischen oder volkskirchlich geprägten Religiosität entspricht – auch wenn mancher Ortsbischof dies geflissentlich zu übersehen scheint. Vielmehr handelt es sich um ein äußerst vielgestaltiges und ambivalentes Phänomen, über dessen Licht- und Schattenseiten auch Religionspädagoginnen und -pädagogen Bescheid wissen sollten – und zwar nicht nur, weil sie künftig evtl. auch mit Kindern und Jugendgruppen zu tun haben, deren religiöse Sozialisation viel stärker von diesen Strömungen geprägt sein könnte als bisher.
Frömmigkeitsstile – was charismatische Bewegungen verbindet
Die erwähnte Vielgestaltigkeit stellt zugleich eine erste große Herausforderung dar, die sich ergibt, wenn charismatische Religiosität näher eingegrenzt werden soll. Denn neben etlichen Bezeichnungen, die auch in der Literatur nicht trennscharf verwendet werden (pfingstlerisch, charismatisch, (neo)pentekostal etc.) hat man es gleich mit einer ganzen Reihe an Gruppen und Ansätzen zu tun, die zwar alle unter das Label ›charismatisch‹ fallen können, in ihrer Genese, ihren Erscheinungsformen und in ihrer Ausrichtung aber auch klare Unterschiede aufweisen. Sie reichen von freikirchlichen Mega-Churches, über binnenkirchliche Haus-Gruppen oder neue geistliche Gemeinschaften bis hin zu spirituellen Einzel-Events (z.B. Night-Fever) oder Privat-Initiativen (z.B. Gebetshaus Augsburg). Eine genauere Betrachtung der jeweiligen Angebote ist deshalb unerlässlich, wenn ein differenziertes Urteil gebildet werden soll. Für die folgenden Überlegungen folgt daraus zugleich, dass diese allenfalls überblicksartigen Charakter haben und entsprechend zu differenzieren sind.
Entscheidende Schnittmengen charismatischer Initiativen offenbaren sich dort, wo deren spezifischer Frömmigkeitsstil und die theologischen Akzente genauer in den Blick genommen werden, die sich mal mehr, mal weniger offen zeigen. Zimmerling et al. identifizieren u.a. folgende Merkmale, die sie als typisch für charismatische Spiritualität sehen (vgl. Pollack/Roast 407, Zimmerling 29-43). [...]
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