Wie geht eigentlich Glauben-Lernen? Und warum ist das Glauben-Lernen manchmal schwer? Im Bistum Münster ist in diesem Jahr eine Box mit Fragen zum Glauben-Lernen entstanden. Ausgangspunkt dieser Projektidee waren Anfragen an die Referate »Katechese« und »Seelsorge für Menschen mit Behinderungen«, wie Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen der Zugang zur »normalen« Sakramentenvorbereitung in der Gemeinde erleichtert werden kann. In diesen Anfragen wurde auch der Eindruck geschildert, dass durch die Schließung von Förderschulen zunehmend Kinder an der Sakramentenvorbereitung in Pfarreien und Gemeinden teilnehmen, die zumindest bei einigen KatechetInnen Unsicherheiten auslösen. Es gibt die Befürchtung, mit »schwierigen« Kindern in der Gruppe nicht ohne Weiteres umgehen zu können. Benötigt man etwa für »besondere« Kinder eine sonderpädagogische Qualifikation? Und wenn ja, wie soll man das beurteilen?
Differenzierte Katechese und Inklusion
Aber es gibt nun einmal keine Patentrezepte. Und auch ein besonderes, »exklusives« Programm wäre keine Gewähr dafür, dass es für jedes Kind und jede Jugendliche passend ist. Ohnehin gibt es in jeder Gruppe die ganz normalen »schwierigen« Kinder. Auch da muss man sich immer wieder etwas einfallen lassen. In fast jeder Gruppe gibt es »Herausforderungen«. Es gibt zwar schon häufig Differenzierungen von Konzepten, sodass Kinder und Jugendliche zwischen verschiedenen »Wegen« des »Glauben-Lernens« auswählen können. Die eigentliche Herausforderung von Katechese in heutigen pluralen Kontexten besteht aber eher darin, nicht die Inhalte, sondern die einzelnen Jugendlichen zum Ausgangspunkt zu machen. Es geht um eine Binnendifferenzierung innerhalb verschiedener Wege des Glauben-Lernens. Insofern bietet es sich an, die bestehenden Katechesekonzepte zu »befragen« und dabei die Besonderheiten der konkreten Kinder und Jugendlichen in den Blick zu nehmen, die sich gerade auf ein Sakrament vorbereiten möchten.
In Schulen und KiTas, aber auch in anderen Lernzusammenhängen hat sich dazu der sogenannte Index für Inklusion bewährt. Ein solcher Index für Inklusion besteht aus einem umfangreichen Katalog von Reflexionsfragen, die bei Entwicklungs- und Veränderungsprozessen von Konzepten oder auch von ganzen Einrichtungen helfen können. Ein solcher Fragenkatalog für den Bereich der Katechese wurde in Münster entwickelt und liegt ab Herbst 2017 in Form einer Box mit etwa 150 Fragen-Karten in Leichter Sprache vor.
Reflexionsfragen in einer Box
Für jede Frage gibt es eine Karte, dazu ein Heft im gleichen Format, das methodische Hinweise sowie Erklärungen einiger Begriffe in Leichter Sprache enthält (z.B. Bibel, Christ-Sein, Gemeinde, Glauben-Lernen, Grenzen, Inklusion usw.). Die Idee der Fragenbox weist weit über Katechese-Konzepte im engeren Sinn hinaus. Die Fragen ermöglichen ein reflektierendes Nachdenken über Zugänglichkeit, Flexibilität, Sensibilität für Vielfalt und unterschiedliche individuelle Voraussetzungen oder Ansatzpunkte des Glauben-Lernens. Damit geht es also letztlich um einladende, gastfreundliche Gemeinden.
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