Das Wort Gottes ist nur in Menschenworten zu haben (DV 11f.). So wie Gott als »Urheber« der Heiligen Schrift(en) (DV 11) menschlicher Autorinnen und Autoren bedarf (DV 11), damit das göttliche Wort in Gestalt menschlicher Worte zu uns gelangen kann, so braucht es eine wie auch immer geartete Materialität, in der uns das Wort Gottes gegenübertritt. Abgesehen von digitalen Realisierungen geschieht dies nahezu ausnahmslos in Buchform, wobei – rein äußerlich betrachtet – Format, Größe, Gewicht, Bindung, Covermaterial und Covergestaltung, Papierart und -qualität von Bibelausgabe zu Bibelausgabe variieren. Vergleichbares gilt für das Innenleben: Nicht nur die Bibelübersetzung an sich kann sich unterscheiden, auch Schriftbild, Schrifttyp und Druckgestaltung fallen sehr unterschiedlich aus (vgl. z. B. Fütterer/Peetz).
Annäherung an eine – bibelwissenschaftlich gesehen – exotische Fragestellung
Man kann versucht sein, diese Aspekte als sekundäre Äußerlichkeiten ohne weitergehende Relevanz abzutun, als bedeutungslose Nebensächlichkeiten, und in der Folge jedes weitere Nachdenken darüber einstellen. Schließlich ist es doch viel wichtiger, die biblische Botschaft immer tiefer zu verstehen (auch in historisch-kritischer Hinsicht) und sich vom Wort Gottes heute ansprechen und ins Herz treffen zu lassen. Gerade Ersteres sieht die Bibelwissenschaft als ihre vornehmste Aufgabe an und investiert – völlig zu Recht – viel Energie in die Verfeinerung und Operationalisierung des Methodenrepertoires sowie in das Ringen um Interpretation und Auslegung konkreter biblischer Texte. Dies ist fraglos eine sinnvolle Schwerpunktsetzung.
Zugleich scheint es mir ein lohnendes und eben nicht rein nebensächliches Unterfangen, die materielle Gestalt in den Blick zu nehmen, in der das Wort Gottes heute konkret Menschen begegnet. Welche Bedeutung kann dieser materiellen Gestalt für diese Begegnung zukommen und in welcher Form kann diese Begegnung auch als haptisches Ereignis gut inszeniert werden? Dabei versteht sich der vorliegende Beitrag ausdrücklich als Werkstattbericht. Es geht mir eher darum, Nachdenken anzustoßen als abschließende Klärungen zu präsentieren; es sollen mehr Fragen angeregt als gelöst werden.
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