archivierte Ausgabe 2/2024 |
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Viera Pirker |
»Das relilab ist, was du daraus machst.« – Religiöse Bildung in einer Kultur der Digitalität |
Wenn man Teilnehmer*innen des relilab oder Personen aus dem Planungsteam danach fragt, was eigentlich dieses relilab ist, ergeben sich ganz unterschiedliche Antworten. Für viele ist es ein Netzwerk, eine Lernumgebung, eine Fortbildung, andere sehen darin ein Labor, eine Plattform für Bestehendes, und das relilab ist auch – ökumenisch – Kirche |
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Seit 2020 ist das relilab im virtuellen Raum sehr real anzutreffen, gegründet durch Personen, die im deutschsprachigen Raum bereits seit mehreren Jahren im Feld der religionspädagogischen Bildung und der Professionalisierung von Lehrkräften und Multiplikator* innen im schulischen und außerschulischen Bereich arbeiten. Ein wichtiger Hintergrund auf dem Weg zum relilab bildete das seit 2017 circa wöchentlich stattfindende Chatformat zu religionsbezogenen Bildungsperspektiven auf Twitter, dem »relichat« (vgl. Peböck 2020; Pirker 2020). Dort hatte eine offene Gruppe von religionspädagogisch interessierten Personen begonnen, sich zu fachspezifischen Themen auszutauschen. Im Umfeld dieser Gruppe entstanden weitere Lern- und Austauschgelegenheiten: Barcamps in Präsenz und online, die Entwicklung einer Lernplattform zum Thema »Lehren, Lernen in der Digitalität « mit Lernmodulen und thematischen Beiträgen, und im Frühjahr 2020, insbesondere als Reaktion auf die Coronapandemie, das »relicafé «, eine Online-Videokonferenz in formloser Atmosphäre, um sich regelmäßig zu begegnen und auszutauschen.
Das relilab entwickelt sich bottom-up aus den jeweiligen beruflichen, inhaltlichen und kommunikativen Interessen der sich dem Netzwerk verbunden fühlenden Personen.
Mancherorts gibt es inzwischen eine Vernetzung in Regionalgruppen. All diese Meilensteine können retrospektiv als Teil der Entwicklung des relilab verstanden werden (vgl. Pirker/Gielians 2022).
Das relilab hat inzwischen eine onlinebasierte Lernumgebung etabliert, die sowohl in synchronen als auch in asynchronen Lern- und Austauschformaten strukturiert ist. Die meisten Formate spiegeln sich auf der Webseite in Form von Texten, Lernmodulen, Terminen und Dokumentationen. Wichtig für die Vernetzung sind zudem die Social-Media-Präsenzen bei Instagram und dem früheren Twitter, das lange Zeit die zentrale Vernetzungsplattform für Akteur* innen digitaler Bildung darstellte; seit dem Wandel zu »X« hat sich dieser Diskurs zerstreut und ist inzwischen eher bei Mastodon und Bluesky zu finden. Für den internen Austausch und Absprachen im Netzwerk wird seit 2021 zudem eine Matrix-Instanz von rpi-virtuell. de genutzt.
Im Zusammenhang des relilab sind vielfältige Aktivitäten, Inhalte und Bildungspraktiken entstanden und werden zugleich laufend verändert. All dies wird bottom-up aus den jeweiligen beruflichen, inhaltlichen und interaktiven Interessen der sich dem Netzwerk verbunden fühlenden Personen entwickelt. Grundlegend heterarchisch aufgebaut, gibt es, abgesehen von einer notwendigen digitalen Infrastruktur, keinerlei Strukturen oder Vorgaben. Mit dem Selbstverständnis einer Community of Practice (CoP) ist das Netzwerk grundlegend dem Gedanken der Open Educational Resources, den OER verbunden, setzt ganz auf offene Beteiligungsmöglichkeiten und netzstrukturelle Kommunikation. Bildung soll offen und zugänglich gestaltet werden – das gilt für Menschen, Themen, Medien und Materialien. Individuen und Institutionen können ihre Mitgliedschaft im Netzwerk selbst deklarieren, eigene Aktivitäten lassen sich niederschwellig ans Netzwerk andocken, und die persönliche Entscheidungshoheit über Form und Zeit der eigenen Beteiligung ist in dieser Form der Zusammenarbeit selbstverständlich. So kann das relilab auch als Labor einer zeitgemäßen und zukunftsorientierten Lehrkräftebildung verstanden werden. Denn schon in der Gegenwart »braucht es Lehrkräfte, die medienpädagogisch und digitalisierungsbezogen in ihren Fächern bzw. beruflichen Fachrichtungen sowie im Bereich der informatischen Bildung fundiert aus- und kontinuierlich fort- und weitergebildet sind« (SWK 2022, 109). Digitale Kompetenzen und der diesbezügliche Kompetenzerwerb ist für Lehrkräfte von wachsender Bedeutung, insbesondere angesichts der hochdynamischen Entwicklungen sowohl der technischen als auch der ethischen Aspekte.
Bildung soll offen und zugänglich gestaltet werden – das gilt für Menschen, Themen, Medien und Materialien.
Im Zentrum aller Aktivitäten im relilab steht die Frage: Wie kann religiöse und religionsbezogene Bildung in einer »Kultur der Digitalität « aussehen? Felix Stalder prägte die Bezeichnung aus kulturwissenschaftlicher Perspektive und fasst darunter weitreichende Entwicklungen im Zusammenhang mit digitalen Medien. Für ihn beziehen sich technische und soziokulturelle Entwicklungen immer wechselseitig aufeinander. Am relilab beteiligen sich Religionslehrkräfte sowie angehende Religionslehrkräfte unterschiedlichster Schulformen, aber auch Referent*innen in Bildungsabteilungen und Fortbildungsinstituten, Religionspädagog*innen, Professor*innen, wissenschaftliche Mitarbeiter*innen und Studierende anderer Fächer. Somit greift eine Begrenzung auf die Lernorte der verschiedenen Phasen der Lehrkräftebildung sowie auf eine bestimmte Zielgruppe zu kurz. Gerade die Heterogenität in Bezug auf unterschiedliche Personengruppen, die aus unterschiedlichen religiösen Bildungsbereichen kommen, macht den Austausch und Vernetzungsgedanken auch phasen- und institutionenübergreifend stark. Im relilab lernen viele Multiplikator*innen.
Ein »Selbstlernpfad« unterstützt das autodidaktische, selbstgesteuerte Lernen (vgl. www.relilab.org/selbstlernpfad). Auch Scheitern ist möglich – wenn Regionalgruppen einschlafen, wenn der Stundenplan zu eng wird für das eigene Mittun, wenn Ideen durch andere nicht fortgesetzt werden – aber Gelingen ebenso: denn im relilab geschieht Austausch und Agilität im gemeinsamen Lernen von Noviz*innen und Expert* innen religiöser Bildung im digitalen Raum.
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