archivierte Ausgabe 2/2017 |
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Liturgie und Körperkompetenz |
Liturgie führt besonders über die körperliche Ebene in eine Beziehung mit Gott. Die dafür erforderliche Sensibilität muss geschult werden, um die spirituellen Potenziale des Leiblichen nutzen zu können. |
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»Was der Raum alles kann!« Diese Äußerung einer Kirchenführerin in Wien ist mir in der Formulierung noch deutlich in Erinnerung. Genauso die Rückmeldung eines Teilnehmers auf einem Workshop zu Liturgie und Leiblichkeit: »Bei der Raumwahrnehmungsübung musste ich daran denken, wie es mir in Gottesdiensten im Freiburger Münster ergeht. Meistens zieht es mich zu einer bestimmten Stelle. Ich setze mich hin und bin gesammelt bei mir. Einfach durch den Ort und den Raum. Er entspricht mir. Ich bin ich selbst. Ich fühle mich frei von Schuld und Makel. Und etwas Erhabenes und Weites ergreift mich.«
Viele Kirchenräume sind gekonnt so gestaltet, dass sie das ausstrahlen und bewirken, worum es in der Liturgie geht. Das ist nicht verwunderlich, wirkt Liturgie doch auch sonst zu einem großen Teil über die leibliche Ebene: Gebärden, Haltungen, Klänge, Gesang, eucharistisches Essen ... Die Wirkung ist freilich abhängig davon, wie viel jemand an Sensibilität und entsprechender Körperkompetenz mitbringt.
Raumpotenziale entdecken
Um Raumwirkungen zu entdecken und für sich nutzen zu lernen, beginne ich kirchenpädagogische Einheiten gerne vor dem Gebäude und lade die Gruppe ein, ganz bewusst hineinzugehen und zu spüren, was sich verändert gegenüber dem Erleben draußen auf der Straße (ausführliche Übungsbeschreibung, exemplarisch für die Mannheimer Jesuitenkirche, siehe Downloadmaterialien: Erkundungsanleitung und Erkundungsbogen). Geräusche, Temperatur, Stimmung – was ändert sich? In dem beschriebenen Beispiel in Mannheim lud ich die SchülerInnen in einem zweiten Schritt ein, frei in der Kirche umherzugehen, auch an ungewohnten Orten, sie auf sich wirken zu lassen und zu schauen, welcher Ort anziehend ist. Von dort aus hatten sie dann die Aufgabe, die Raumwirkung zu beschreiben, evtl. mithilfe von Stichwörtern auf einem ausgeteilten Erkundungsbogen. Nach einer Weile suchte ich die Einzelnen an ihren Plätzen auf. Jeder konnte ein paar Worte sagen, die für ihn die Raumwirkung ausdrücken. Die Unterschiedlichkeit machte erlebbar, was der Raum alles kann. Ebenso: Für jeden passt ein anderer Ort, abhängig von seinem momentanen Empfinden und seinem Bedürfnis. Eine Schülerin sagte: »Im großen, hellen Mittelraum fühlte ich mich irgendwie beobachtet und verloren. Aber in den kleinen Seitengängen mit den Nischen und Figuren, brennenden Kerzen und einer Bank davor, fühle ich mich wohl. Geschützt und geborgen. Hier ist es irgendwie persönlicher.« Räume können auch auf eine Weise beeinflussen, die im Moment nicht förderlich ist. Die Kunst besteht darin, die Offenheit für die Raumwirkung mit einer guten Selbstwahrnehmung zu verbinden und bewusst zu wählen, wo und wie ich mit dem Raum in Kontakt trete.
Atmosphären wahrnehmen und Raumkontakt sowie Raumwirkung bewusst gestalten und nutzen zu können ist eine Kompetenz, die im Leben generell bedeutsam ist. In welcher Landschaft kann ich mich gut erholen? An welchem Platz im Café kommt es zu einer leiblichen Resonanz, die mir jetzt hilft, zu mir zu kommen? Wie verhalte ich mich, um störende Elemente auszublenden? Wie gestalte ich meine Wohnräume? [...]
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