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PRAXIS
Kathrin Termin
Mit gestischer Kommunikation über Gottes Präsenz nachdenken
Übersteigt es nicht jeden religionsdidaktischen Anspruch, über Gottes Präsenz im Leben nachzudenken? Und doch soll die Gelegenheit im Unterricht der Eingangsklasse nicht ungenutzt verstreichen. Aber wie kann dies gelingen? Ideen für den Eingangsunterricht der Grundschule
Gesten, Symbole, Bilder und vor allem biblische Worte bieten eine Fülle von Möglichkeiten, Gottes Präsenz erfahrbar zu machen – in Andeutung und Erprobung, in Zurückhaltung und Achtsamkeit. Tastende Impulse geben Schüler*innen Anregungen, sich mit dem Symbol der Hand auseinanderzusetzen. Sie erfahren in ausgewählten Bildwerken und Bibelworten das Gefühl des Geborgenseins in Gottes Händen, und können darauf durch ihr Handeln verweisen.

Hände können sprechen

Unsere Hände sind ein wichtiges Kommunikationsmittel, denn sie transportieren Gestik und unterstützen unser Sprechen. In Videokonferenzen kommen diese kaum zum Einsatz, weil die Hände meist nicht sichtbar sind. In Präsenz nehmen wir die ganze Person wahr und können nicht nur ihr Sprechen mit Gestik und Mimik, sondern auch ihr Handeln sehen und beobachten. Hände zählen zu den wesentlichen Symbolen und besitzen somit auch eine symbolische Funktion. Handlungen weisen über eine Geste hinaus und besitzen eine Bedeutung, die von einem Gegenüber verstanden bzw. entschlüsselt werden muss. Im Alten Testament kommt das Wort Hand mehr als 1600- mal vor und an mehr als 200 Stellen wird dieses Wort im Zusammenhang mit der Hand Gottes gebraucht (vgl. Oberthür 112). Obwohl Gottes Wesen nie vollständig zu fassen ist, können Menschen nicht anders von Gott reden als ihn zu vermenschlichen. Es werden Symbole wie das der Hand benutzt, um von Erfahrungen mit Gottes Präsenz zu erzählen und sein Wesen zu beschreiben. Diese Versuche Gott zu erfassen, finden sich nicht nur in Bibelworten, sondern auch in Kunstwerken, welche die Hand als Symbol für Gott nutzen.

Obwohl Gottes Wesen nie vollständig zu fassen ist, können Menschen nicht anders von Gott reden als ihn zu vermenschlichen.

In der ersten Klasse findet für viele Schüler* innen eine Erstbegegnung mit Themen des Religionsunterrichts statt, so dass es wichtig ist, Grundlagen zu legen und ein hoffnungsvolles Gottesbild anzubahnen, auf welches in den nächsten Jahren aufgebaut werden kann. Ein erster Zugang kann durch das Symbol der Hand erfolgen.

Symbole haben im Religionsunterricht der Grundschule einen zentralen Stellenwert und werden über alle Schuljahre hinweg in unterschiedlichen Unterrichtsreihen thematisiert. Der Religionsunterricht »befähigt, die Symbolsprache des christlichen Glaubens mit Inhalt zu füllen und Symbole in ihrer Mehrdimensionalität wahrzunehmen.« (Lehrplan 5) Bevor die Symbolsprache des christlichen Glaubens zur Sprache kommen kann, gilt es zunächst das Symbol im lebensweltlichen Kontext zu erschließen, so wie es die Symboldidaktik nach Biehl vorsieht.

In der Lebenswelt begegnet uns die Hand in unterschiedlichen Kontexten und ist überall dort zugegen, wo auch der Mensch ist, denn sie ist ein Körperteil bzw. Werkzeug, welches uns den Alltag meistern und uns Dinge (be)greifen lässt. Als gestisches Kommunikationsmittel finden wir es auch in der digitalen Welt. Selbstverständlich werden in unterschiedlichen Varianten Hand-Icons verschickt, die unserem Empfänger klare (👍) als auch interpretationswürdige Botschaften (✋) vermitteln. Zudem ist die Hand ambivalent und kann Gutes (streicheln) als auch Schlechtes (schlagen) bewirken. Die lebensweltliche Verwendung ins Bewusstsein zu rücken, ist ein Ziel der Unterrichtseinheit zum Symbol Hand. Eine christliche Verwendung der Symbol Hand, die in Kunstwerken und Bibelstellen zum Ausdruck kommt, lässt auf die Präsenz Gottes schließen, in der wir Geborgenheit und Schutz erfahren. Diese Deutungsebenen fließen korrelationsdidaktisch in die Erkenntnis zusammen, dass der bewusste und gutmütige Einsatz der eigenen Hand etwas von dieser Präsenz ins Hier und Heute holt.

Überblick zur Unterrichtsreihe

Das Symbol »Hand« kann in der ersten Klasse durch einen sehr »hand«lungsorientierten Zugang erschlossen werden. Zu Beginn der Unterrichtseinheit sehen sich die Schüler*innen zunächst ihre Hände genauer an. Eine Handmeditation (M1) kann diese Übung begleiten, so dass jedes Kind den äußeren Aufbau der Hand in Ruhe wahrnehmen kann. Die Schüler* innen sehen ihre Hände tagtäglich (Sichtbares), doch Hände können viel mehr und transportieren je nach Haltung eine Bedeutung (Unsichtbares). In einem nächsten Schritt geht es darum, zu überlegen, welche »Hand«lungen bzw. Tätigkeiten die Schüler*innen mit ihren Händen vollbringen können. Dafür erhalten die Schüler*innen mehrere kleine Zettel, auf denen sie eine Handlung malen oder schreiben sollen. Anschließend werden diese Handlungen gesammelt und in Handlungen unterteilt, für die eine Hand oder beide Hände gebraucht werden, sowie Handlungen, die entweder alleine oder zusammen ausgeführt werden können. Die Handlungen, welche ein Gegenüber benötigen, werden von zwei Kindern nachgestellt und genauer betrachtet. Bei jeder Handlung wird nach den Gefühlen gefragt und es fällt auf, dass Handlungen in positive und negative Handlungen aufgeteilt werden können. Dadurch wird deutlich, dass das Symbol Hand ambivalent ist und Emotionen hervorruft (vgl. Riegger 257).

Um die Hand als symbolischen Bedeutungsträger weiter herauszuarbeiten, wird ein Gespräch darüber geführt, dass einige Handlungen bzw. Gesten mehrere Bedeutungen besitzen und auf eine tiefergehende Wirklichkeit verweisen. Ein Handschlag bzw. das gegenseitige Reichen der Hände wird beispielsweise zur Begrüßung oder Entschuldigung eingesetzt und unterstreicht das gesprochene Wort. Die Schüler*innen erfahren, dass durch die gestische Kommunikation mit dem Körperteil Hand eine Botschaft präsent wird.

Nachdem die Schüler*innen die Bedeutung ihrer Hände in ihrer Lebenswelt entdeckt haben, wird das Augenmerk auf eine bestimmte Handlung und Funktion der Hände gelegt. Als klassisches Beispiel und beim Erstkontakt mit der Symbolwelt kann das Bild »In Gottes Händen « von Sieger Köder eingesetzt werden, welches sich in den unterschiedlichsten Unterrichtswerken finden lässt. Dieses Bild ist sehr eindeutig und besteht im Grunde genommen aus zwei Elementen (den Händen und dem Kind) und kann leicht mit einer verzögerten Bildbetrachtung erkundet werden. Je nach Zeitpunkt des Unterrichtsvorhabens und Vertrautheit mit der Methode der Bildbetrachtung kann auch ein deutungsoffeneres Kunstwerk gewählt werden (Anregungen hierfür s. Infokasten).

Bei dem Bild »In Gottes Händen« von Sieger Köder werden zunächst nur die Hände gezeigt, das Kind in der Mitte wird verdeckt. Im ersten Schritt der Bildbetrachtung beschreiben die Kinder, was sie sehen und in einem zweiten Schritt, deuten sie die Haltung der Hände. Hier bietet es sich an, die Haltung nachzuahmen. Dadurch wird deutlich, dass die Hände nicht nur etwas halten oder tragen, sondern dieses Etwas auch ein Stück weit umschließen und somit beschützen. Diese Feststellung bringt die Frage hervor, was denn dieses Etwas sein könnte, das so wichtig und schützenswert ist. Gemeinsam werden mögliche Antworten gesammelt, bevor das Kind auf dem Bild aufgedeckt wird.

Die Schuler*innen erfahren, dass durch die gestische Kommunikation mit dem Körperteil Hand eine Botschaft präsent wird.

Einige Schüler*innen wundern sich vielleicht über die Größe der Hände im Verhältnis zum Kopf des Kindes, oder die Lehrperson weist darauf hin. Doch der Fokus soll zunächst auf den Gefühlen des abgebildeten Kindes liegen. Da nicht davon auszugehen ist, dass Schüler* innen der ersten Klasse diese Gefühle verschriftlichen können, wird wenn ausreichend iPads oder Tablets vorhanden sind, die kostenlose App ChatterPix (M2) eingesetzt. Mit hilfe der App können die Schüler*innen das Kind auf dem Bild zum Sprechen bringen. Dadurch, dass sich die Schüler*innen in die Perspektive des Kindes hineinversetzen, in ihm selbst präsent werden, finden sie Äußerungen, die das Gefühl des Geborgenseins umschreiben und mit Inhalt füllen. Zentrale Aussagen sind dabei, sich sicher und beschützt zu fühlen.

Weiterhin wird die Neugier der Kinder mit einem besonderen Einstieg gewonnen, denn die Lehrkraft hat sich etwas in die Hand geschrieben. Dieses aufgeschriebene Wort kann frei gewählt werden, denn nicht das Wort, sondern dem Grund dieser Handlung wird nachgegangen. Die Schüler*innen schließen schnell darauf, dass es etwas Wichtiges sein muss, was man nicht vergessen möchte. Diese Deutung leitet zu den Worten des Propheten Jesaja »Ich habe dich eingezeichnet in meine Hände« (Jes 49,16a) über, die Gottes Wesen zugeschrieben werden. Zur Veranschaulichung dieser Worte kann auf das bereits bekannte Bild zurückgegriffen oder die Steigerwald-Plastik »Bleib sein Kind« genutzt werden. Durch die vertiefte Auseinandersetzung mit dem Gefühl des Geborgenseins, das im Bibelzitat zum Ausdruck kommt, kann die religiöse Dimension des Symbols Hand erarbeitet werden. Wie auch bei der Bildbetrachtung können die beiden Schritte: »Ich sehe …« und »Ich denke …« für die Beschreibung der Plastik genutzt werden. Denkbar wäre auch Gemeinsamkeiten und Unterschiede des Bildes und der Plastik zu suchen. Bei den Gemeinsamkeiten fällt auf, dass auch bei der Plastik die Hände unverhältnismäßig groß dargestellt sind, so dass es sich nicht um die Hand bzw. Hände eines Menschen handeln kann. Beide Künstler, sowie auch der Prophet Jesaja nutzen das Bild der Hände, um auf Gottes Hände bzw. Gegenwart hinzuweisen. Nun gilt es zu entschlüsseln, welches Gottesbild sich hinter diesem Symbol verbirgt. Dafür kann wieder die App ChatterPix herangezogen werden. Doch dieses Mal kommt nicht das Kind, sondern die Hände bzw. Gott, zu Wort. Das Wesen Gottes und seine Liebe zu den Menschen kommt durch die Zusprüche der Schüler*innen zum Vorschein und in Verbindung mit den Worten Jesajas, gelten die Zusprüche nicht nur für das Kind auf dem Bild oder der Plastik sondern auch für jede*n einzelne*n Schüler*in.

Mithilfe der App ChatterPix können die Schuler*innen Kunstwerke zum Sprechen bringen.

Zum Abschluss werden die gesammelten Erfahrungen miteinander verknüpft und es werden Handlungsmöglichkeiten für das gemeinschaftliche Leben gesammelt, denn menschliche Hände können auf die Geborgenheit Gottes hinweisen, sie im Leben präsent werden lassen. Dafür umranden die Schüler* innen ihre Hand auf einem Blatt Papier und malen oder schreiben auf, wie eine andere Person durch ihr Handeln positive Gefühle bzw. Geborgenheit erfahren kann. Die Hände werden anschließend ausgeschnitten und auf ein Plakat geklebt, um zu verdeutlichen, dass wir durch unser Handeln das Miteinander in der Welt positiv gestalten können. Als Abschluss kann gemeinsam das Lied »Halte zu mir guter Gott« gesungen und mit Gesten begleitet werden.

Ausblick

Im Sinne eines Spiralcurriculums kann das Symbol der Hand in unterschiedlichen Unterrichtsreihen wiederaufgegriffen und vertieft werden. Denkbar wäre eine Unterrichtsreihe zum Thema »Jesus tut mit seinen Händen Gutes «, bei der verschiedene biblische Geschichten von Jesus auf sein Handeln hin genauer in den Blick genommen werden. In diesem Zusammenhang gibt es unterschiedliche Kreuzesdarstellungen, welche die Worte aus einem Gebet des 14. Jh. »Ich habe keine anderen Hände als die Euren!« aufgreifen und dazu anregen, über das eigene Handeln nachzudenken. Eine Unterrichtsreihe zum Thema Heilige kann aufzeigen, dass Menschen dem Handeln Jesu gefolgt sind und mit ihren Händen ebenfalls Gutes getan haben (z. B. Martin teilte seinen Mantel, Elisabeth versorgte die Armen etc.).

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