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REFLEXION
Markus Lau
»Auf zu neuen Ufern!« Vom Lesen und Verstehen der Apostelgeschichte
Wer die bunte Erzählwelt der Apostelgeschichte verstehen will, braucht Hintergrundwissen, Methodenkompetenz und eine gute Portion Lust auf ein Leseabenteuer. Verführung zur Lektüre eines mitunter wenig bekannten Textes!
»Auf zu neuen Ufern!« Vom Lesen und Verstehen der Apostelgeschichte
Paulus, Timotheus und Thekla, Buchmalerei, um 1085 (Apg 16,1–5)
Eingeklemmt zwischen die vier Evangelien mit ihren gewichtigen Jesuserzählungen und die theologisch gehaltvollen, mitunter aber auch schwierigen Paulusbriefe, fristet die Apostelgeschichte ein eigentümliches Schattendasein. Was da über Petrus, Philippus, Paulus und die vielen anderen Nachfolgerinnen und Nachfolger Jesu erzählt wird, ist zwar da und dort bekannt, aber gründlich gelesen wird der Text vermutlich nur von wenigen. Und das ganz zu Unrecht, bieten die 28 Kapitel doch einen Erzählbogen, der von Hauptstadt zu Hauptstadt, nämlich von Jerusalem nach Rom, führt und dabei von Sturmfahrt und Schiffbruch, von Mord und Totschlag, von Täuschung, Lüge und Bestechung, aber auch von Liebe, Solidarität und Leidenschaft für die Sache Gottes erzählt. Die Apostelgeschichte ist die bunteste, im Blick auf Themen und Motive facettenreichste Erzählung des NT. Nicht von ungefähr kann Knut Backhaus von Lukas in einer sehr geglückten Formulierung als einem »Maler« (Backhaus 2007, 30) sprechen, der narrativ seinen Lesern und Leserinnen ein farbenfrohes Bild der Anfänge der Jesusbewegung mit Licht- und Schattenseiten vor Augen führt.

Wer diesen zweiten Band der lukanischen Erzählung verstehen will, ist gut beraten, wenn sie oder er den Text zunächst selbst liest. Mein Beitrag möchte eine Hilfestellung für den Leseprozess geben, indem die Einleitungsfragen zum Text geklärt und ein paar inhaltliche Charakteristika der Apostelgeschichte vorgestellt werden, die für das Lesen und Verstehen des Textes nützlich sind.

Die Taten der Apostel und der »Weg« auf dem Weg von Jerusalem nach Rom


»Taten der Apostel« (praxeis apostolōn) lautet der griechische Titel der Apostelgeschichte. Und der ist durchaus passend, reihen sich in der Erzählung doch Ereignisse rund um die Apostel und weitere Jesusanhänger wie an einer Perlenkette aneinander. Dazu gehören Reden, Streitgespräche, Reiseberichte und vor allem auch Wundergeschichten. Die Schüler und Schülerinnen Jesu folgen ihrem Meister insofern minutiös nach. Diese Taten der Apostel führen allerdings weit über den geografischen Raum Jerusalem, Judäa und Galiläa als den primären Wirkorten Jesu hinaus. Die Apostelgeschichte erzählt den Weg der Jesusbewegung von Jerusalem nach Rom, der in Apg 1,8 von Jesus selbst vorgezeichnet wird: »Und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde« (so die neue Einheitsübersetzung). Damit ist zugleich ein gutes Gliederungskriterium benannt, um die ganze Apostelgeschichte grob zu strukturieren, lassen sich doch die erzählten »Taten« diesen drei geografischen Phasen zuordnen (s. Infokasten; für eine detailliertere Gliederung in Form eines Monopoly-Spielplans vgl. Lau). [...]


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