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REFLEXION
Paul Metzger
Was hat die christliche Theologie zum Teufel zu sagen?
Der Teufel ist nicht die Antwort. Der Teufel ist die Frage. Er ist die Frage nach dem Bösen – in Person. Er ist die erschreckende Leerstelle in der christlichen Theologie, der Stachel im Fleisch des guten Gottes. Er ist Symbol. Ansonsten ist er nichts. Und das ist gut so.
»Geboren« wird der Teufel in der Offenbarung des Johannes. Er ist das Produkt einer Prophetie, die sich im Rahmen der jüdischen Apokalyptik bewegt. Der Prophet Johannes nimmt verschiedene Vorstellungen auf und fügt sie zusammen. Er entwirft einen kleinen Mythos, der von einem Kampf im Himmel erzählt und der mit einer Niederlage des großen Gegners endet.

Der Teufel ist das Produkt einer Prophetie, die sich im Rahmen der jüdischen Apokalyptik bewegt. Der Prophet Johannes nimmt verschiedene Vorstellungen auf und fügt sie zusammen. So wird der Teufel »geboren«.

Der Visionär berichtet: »Der große Drache wurde hinabgestoßen – die Schlange aus uralter Zeit, die auch ›Teufel‹ oder ›Satan‹ genannt wird. Sie verführt die ganze Welt zum Abfall von Gott« (Apk 12,9). Dieser kurze Vers ist der Kulminationspunkt einer ganzen Vorstellungswelt und wird zugleich zum Ausgangspunkt einer breiten Wirkungsgeschichte. Traditionen werden aufgenommen und wie kleine Mosaiksteinchen zu einem Bild zusammengesetzt. Ursprünglich standen sie für sich selbst, jetzt ergeben sie das Bild des Teufels, das im kollektiven Gedächtnis der christlichen Kirchen- und Kulturgeschichte heute präsent ist (Metzger 2012, 55).

Für Johannes, seine Gemeinde und seine Offenbarung ist damit der entscheidende Gegenspieler Gottes identifiziert. Aber für die christliche Theologie beginnt eine lange Problemgeschichte. Der Teufel wurde als Machtund Drohinstrument missbraucht und als Erklärung des Bösen herangezogen. Er wird als Bestandteil christlicher Glaubensüberzeugungen gebraucht. Aus der Sicht einer Theologie, die sich der historischen und hermeneutischen Methodik verpflichtet weiß, ist das alles falsch. Er ist kein Bestandteil des Glaubensbekenntnisses. Man muss, darf und soll nicht an den Teufel glauben. Er ist keine taugliche Erklärung des Bösen. Soll er verantwortlich gemacht werden, obwohl Gott mächtiger ist? Warum ist der Teufel dennoch so populär?

Heute ist er nicht nur für die meisten christlichen Kirchen ein zentrales Thema, sondern auch für die Kultur der westlichen Welt. Der Teufel steckt natürlich wie immer im Detail, aber eine Antwort zeichnet sich ab: Der Teufel ist interessant, weil er das Böse verkörpert. Und das Böse ist ein Lebensthema.

Der Teufel ist die Grenze

Das Reden vom guten Gott kommt an die Grenze, wenn der Mensch mit dem Bösen konfrontiert wird. Böse ist all das, was Leben in irgendeiner Weise schädigt. Das Böse an sich können wir aber nicht erfahren. Wir erleben das Böse immer nur konkret an uns selbst, an unseren Mitgeschöpfen, an der Umwelt. Das Böse ist auch nicht eindeutig. Bewertungen wie »gut« und »böse« werden von uns vorgenommen. Wir deuten Erlebnisse und Dinge im Rahmen unseres Wertesystems. Für manche Menschen ist z. B. der Fleischkonsum völlig in Ordnung, für andere ist er »böse«. Manche Menschen brauchen eine moralische Ebene und suchen nach Verantwortung, wenn jemand oder etwas »böse« sein soll. Wenn ich im Wald von einem herabstürzenden Ast erschlagen werde, ist das dann reines Pech oder ist es »böse«? Wenn ich aber von jemandem erschossen werde: Ist das dann eine andere Kategorie? Für mich als geschädigte Person ist das Ergebnis das gleiche: Ich bin tot. Mein Leben ist massiv geschädigt. Also sind beide Ereignisse für mich »böse« – auch wenn es im Wald vielleicht keinen Schuldigen gibt. So bleibt am Ende die Frage offen: Wer ist schuld am Bösen? (Dalferth 24).

Die kirchliche Antwort über viele Jahrhunderte war: Der Teufel ist schuld (Metzger 2020, 57). Er ist das Böse in Person, die Personifizierung des ewigen Bösen. Diese Antwort wird heute noch in vielen kirchlichen Vorstellungshorizonten wie selbstverständlich festgehalten. Die römisch-katholische Kirche hält an der Existenz des Teufels fest. Charismatische und/oder neopentekostale Strömungen bauen die Vorstellung vom Teufel zuweilen sogar noch aus. Die aufgeklärte universitäre Theologie nimmt hier also eine Minderheitenposition ein. Sie stellt die traditionelle Antwort infrage und forscht nach den Ursachen der Teufelsvorstellung. Was ist die eigentliche Frage, die der Teufel beantworten kann? (ebd. 27). [...]


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