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REFLEXION
Stephan Wahle
Ein liturgiewissenschaftlicher Zwischenruf zum Wandel der Bestattungskultur
Liturgie ist ohne Traditionen nicht vorstellbar. Jeder Gottesdienst geht auf eine Vielzahl geschichtlich-kultureller Überlieferungen zurück. Diese Traditionen wandeln sich, so wie sich die Lebenswelt der Menschen verändert. Ein besonders signifikantes Beispiel ist die Bestattungskultur. Was kann die katholische Begräbnisliturgie in der heutigen, tendenziell enttraditionalisierten Gesellschaft noch leisten?
In fast keinem Bereich des modernen Lebens gibt es letztgültige und allgemein verbindliche Normen und Traditionen. Scheinbar gegenläufige Tendenzen existieren nebeneinander und kennzeichnen die pluralistische Gesellschaft. Auch Sterben, Tod und Trauer sind davon nicht ausgenommen. Der katholische Liturgiewissenschaftler Klemens Richter (* 1940) schrieb bereits vor fast 20 Jahren über den Umgang der Gesellschaft mit den Toten: »Es gibt eine zunehmende Ausschließung der Toten aus dem Leben. Die Beerdigungsrituale verlieren an Bedeutung. Die Gräber verjähren, oft besteht nur noch ein 15-jähriges Belegungsrecht. Die Toten nehmen an der gesellschaftlichen Mobilität teil. Ist der Tod eingetreten, wird der Leichnam schnell dem professionellen Bestatter übergeben. Das Ankleiden der Toten, die Aufbahrung im Sterbehaus, das bis zu drei Tage gehende Abschiednehmen am offenen Sarg, das Geleit zum Friedhof, die Trauerkleidung – all das ist weitgehend verschwunden « (Richter 166).

Was folgt, ist eine Standardisierung und Minimierung von Begräbnisfeiern sowie ein fundamentaler Wandel der Friedhofskultur – zumindest jener, wie sie seit der Verlagerung der Kirchhöfe als Friedhöfe außerhalb der Stadt im ausgehenden 19. Jahrhundert überliefert ist. Zugleich entstehen ganz neue Formen des Umgangs mit Trauer, zum Beispiel virtuelles Gedenken im Internet, im Gegensatz dazu erfahren alte Formen eine Renaissance, wie etwa Begräbnisbruderschaften. Durchaus ambivalent und indifferent ist also der Umgang mit der traditionell-kirchlich geprägten Bestattungskultur. Ein paar Entwicklungen sollen exemplarisch herausgegriffen und beleuchtet werden.

In aller Stille


Auf Todesanzeigen findet sich immer häufiger der Satz: »Die Beisetzung findet in aller Stille statt.« Oder: »Die Beisetzung hat im Familienkreis stattgefunden.« Wo noch vor ein, zwei Generationen ein ganzes Dorf als Kollektiv seinen Toten auf ihrem letzten Weg die Ehre erwiesen hat, reduziert sich heute die Abschied nehmende Gemeinde nicht selten auf eine kleine Schar der nächsten Angehörigen. Oft ist kaum jemand dabei.

Es gibt einen Trend zu Privatisierung und Anonymisierung, sowohl bei der Bestattungsfeier selbst wie auch in der Bestattungsform. Ein anonymes Gräberfeld, eine Aschestreuwiese, eine Bestattung auf hoher See oder in einem Ruhewald lassen die Toten in ihrer gelebten Individualität fast verschwinden. Das im christlichen Kulturraum tradierte Erdbegräbnis im Sarg wird nicht nur aus Kostengründen kaum noch gewählt.

Auch der darin zum Ausdruck kommende Glaube an die leibliche Auferstehung verblasst. Im Zeichen der fortschreitenden Säkularisierung wird der Tod einfach hingenommen; er provoziert gar nicht mehr die Frage: Was kommt danach? Was ist der Mensch? (vgl. Loffeld 48f.). Die Kremation eröffnet eine Vielfalt an Bestattungsformen, die dem Pragmatismus der Verstorbenen bzw. der Angehörigen im Umgang mit dem Tod mehr entspricht als das Festhalten an den Traditionen der Vorfahren. Kremation und Urne sind die Grundform der Bestattung geworden.

Diese Entwicklung nehmen auch die liturgischen Bücher wahr. So enthält das Begräbnisrituale von 2009 und noch deutlicher das Manuale von 2012 innovative Formulare zur Feier der Verabschiedung vor einer Einäscherung und zur Urnenbeisetzung. Zugleich heißt es aber in den Praenotanda des Ordo exequiarium, die dem Begräbnisrituale in deutscher Sprache vorangestellt sind: »Das Begräbnis wird nach der im jeweiligen Gebiet üblichen Form gefeiert; es soll jedoch nicht verschwiegen werden, dass die Kirche den Brauch des Erdbegräbnisses vorzieht, wie auch der Herr selbst beerdigt werden wollte« (Die kirchliche Begräbnisfeier, Praenotanda Nr. 15).

Die Bestattungsform Jesu als Vorbild?

Seit der ältesten erhaltenen römischen Begräbnisliturgie aus dem 7./8. Jahrhundert (Ordo Romanus 49) gibt es die Tradition der drei Stationen: Sterbehaus – Kirche – Grab. Die Stationen sind durch Prozessionen und Gesänge miteinander verbunden. Dabei wird immer an das Sterben und Begrabenwerden Jesu erinnert und die Sterbe- und Begräbnisliturgie als symbolische Repräsentation des Pascha Christi, des Hindurchgangs Christi durch den Tod zum Leben, dargestellt. Das grundlegende Motiv der Totenliturgie als »österliche Wanderung, als die Erfüllung eines österlichen Exodus« (Bärsch 65) gilt bis heute, gleichwohl die liturgischen Bücher neben der 3-Stationen- auch eine 2-Stationen- und eine 1-Stationen-Feier enthalten. [...]


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