archivierte Ausgabe 3/2023 |
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Johannes Heger / Lukas Ricken |
Schimpfen?! Religionspädagogische Schlaglichter |
Schon Vorschulkinder können das Schimpfen differenziert wahrnehmen: Sie haben ein Gespür dafür, dass das verpönte Erziehungsinstrument auch notwendig sein kann. Zugleich können sie auch negative Konsequenzen umreißen. Diese mit intensiven Emotionen verbundene Ambivalenz des Schimpfens verlangt nach einer (religions-)pädagogischen Reflexion. |
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Wann haben Sie das letzte Mal auf etwas, mit jemandem oder über jemanden geschimpft? Und wann wurden Sie das letzte Mal geschimpft? Es ist unangenehm, ja manchmal sogar mit Scham verbunden, über das Schimpfen nachzudenken. Trotzdem ist es fester Bestandteil unseres Alltags und der pädagogischen Beziehungen, in denen wir arbeiten und leben. Daher ist es sinnvoll, wenn nicht sogar notwendig, das Schimpfen genauer unter die Lupe zu nehmen. Wie die vielfältigen Beiträge des vorliegenden Heftes zeigen, lässt sich mit diesem nur scheinbar waghalsigen Experiment zwischen produktivem und destruktivem Schimpfen unterscheiden. Denn ein begründetes, an Kriterien ausgerichtetes Schimpfen erweist sich in vielfältiger Hinsicht und in vielen Situationen durchaus als ein funktionales Instrument – sei es als kathartisches Momentum des Umgangs mit sich selbst, als unmittelbar-authentische interpersonale Rückmeldung oder auch als erzieherische Orientierung.
Was analytisch als These verdichtet nebulös, wenn nicht sogar streitbar anmutet, wird im Folgenden durch unterschiedliche Spotlights aus zwei Denkrichtungen erhellt: Wertvolle Hinweise für ein produktives Schimpfen liefern zum einen Beiträge, die sich von fachwissenschaftlichen Kontexten her entwickeln. So bietet bspw. die biblische und kirchengeschichtliche Tradition nicht nur zahlreiche Belege für ein facettenreiches Schimpfen; von ihnen ausgehend lassen sich vielmehr entscheidende Ausrichtungen für ein produktives Schimpfen entwickeln. Das gleiche Potenzial entfalten zum anderen Beiträge, die von der schulischen Praxis und konkreten Erfahrungen des Schimpfens ihren Ausgangspunkt nehmen.
Ausgangspunkt der Reflexion über das Schimpfen ist die Perspektive der Geschimpften.
Ungeachtet des Zugangs kommen alle Beiträge dieses Heftes in einem entscheidenden, die Ebenen von Theorie und Praxis verbindenden Punkt überein: Über das Schimpfen kann nur dann (religions-)pädagogisch legitim reflektiert werden, wenn die Perspektive der Geschimpften Berücksichtigung findet. Dieser finale Fluchtpunkt findet nicht nur unsere Zustimmung, sondern war uns zugleich ein entscheidender Ausgangspunkt unserer Arbeit als Heftbegleiter. Um nicht nur abstrakt über die Subjektorientierung (Altmeyer et al. 2022) des Schimpfens zu reüssieren, haben wir deshalb diejenigen befragt, um die es uns geht: So wurden in einem explorativen Setting acht Mädchen und Jungen zwischen 5 und 13 Jahren entlang von Leitfragen (Kategorien: »Wer darf mit dir schimpfen?«, »Wann schimpfst du?«, »Wie fühlst du dich, wenn du geschimpft wirst?«) interviewt. Die Ergebnisse dieser Befragung finden sich in Form von signifikanten Zitaten, die über das gesamte Heft verteilt sind. Überwältigt vom Reflexionsgrad der Kinder sowie den authentischen Einblicken in ihre Gedanken- und Gefühlswelt dienten diese uns zudem als Grundlage, um aus der Perspektive der Geschimpften drei Thesen zur Reflexion sowie zur Praxis des Schimpfens zu formulieren und diesem Heft als Grundakkord voranzustellen:
1. These: Schimpfen ist ein hochemotionales, schwer greifbares Phänomen.
Den Interviewees fällt es sehr schwer, ihre Gedanken zum Schimpfen zu artikulieren. Spürbar ist es ihnen unangenehm, über diese Erziehungspraxis zu sprechen. Ihnen fehlen merklich Wort- und Sprachspiele, weil das Schimpfen zwar Teil ihres Alltags, jedoch nicht ihrer bewussten Reflexion ist. Ist diese anfängliche Barriere jedoch überwunden, wird deutlich, dass sowohl das aktive Schimpfen als auch das passive Geschimpftwerden v. a. eines auslöst – Emotionen: Schimpfen gibt »ein blödes Gefühl« (Ella, 8), man fühlt sich nach dem Schimpfen »böse« (Luisa, 7), »ein bisschen gut und ein bisschen schlecht« (Karlotta, 5). [...]
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