»Ein ›Weiter-so!‹ ist keine Alternative.« – Wie oft mag dieser Satz im letzten Jahr in der politischen und medialen Öffentlichkeit gefallen sein? Ob zum Thema Europa oder dem Brexit, im Rahmen diverser Landtagswahlen, zur Krise der Volksparteien oder zum Dieselskandal in der Autoindustrie: Immer war das Mantra »Kein Weiter-so« zu hören – unabhängig eigentlich davon, welche Position nun gerade vertreten wurde. »Kein Weiter-so« erscheint wie der kleinste gemeinsame Nenner einer Öffentlichkeit im Krisenmodus – einem Zustand, in dem alle beteuern, dass sich dringend etwas ändern müsse, keiner jedoch gangbare Lösungen für die stets komplexen Probleme aufzeigen kann oder gar ernsthaft Schritte einleiten will, die schmerzhafte Konsequenzen nach sich ziehen könnten.
»Kein Weiter-so« heißt es auch im Vorwort der jüngsten Repräsentativumfrage, die alle zwei Jahre vom Umweltbundesamt in Auftrag gegeben wird. Umwelt- und Klimaschutz zählen hiernach für die Menschen zu den wichtigsten Herausforderungen. Wenngleich Themen wie Migration und Sicherheit in ihrer Aktualität noch höher eingeschätzt werden, so werden Umwelt- und Klimaschutz doch als grundlegende Bedingung für die Bewältigung der zentralen Zukunftsaufgaben wie Globalisierung, Wohlstandssicherung oder Gerechtigkeit gesehen. Doch obwohl die meisten Menschen wüssten, dass dringend gehandelt werden müsse, stehe die konkrete Umsetzung auf allen Ebenen nach wie vor am Anfang. Und so schließt das ministerielle Vorwort schließlich mit dem Appell: »Wir brauchen engagierte Menschen, die sich auf den Weg machen und die Debatten über neue, nachhaltige Formen des Wirtschaftens und des Lebens führen, damit wir den kommenden Generationen eine bessere Welt hinterlassen« (BMUB/UBA 7).
Da muss man doch fragen: Wie kann es sein, dass das, was jeder weiß und was als allgemein anerkanntes Zukunftsziel gilt, immer noch am Anfang steht? Seit Jahren steigt das Umweltbewusstsein in vielen Ländern Westeuropas und niemand kann behaupten, das nötige Umweltwissen stünde nicht zur Verfügung. Und doch ändert sich das Umweltverhalten auf individueller, gesellschaftlicher und politischer Ebene erschreckend wenig (vgl. Andreas Diekmann und Peter Preisendörfer in diesem Heft). Politikerinnen und Politiker appellieren an die verantwortungsbewussten Bürgerinnen und Bürger, statt ihrer eigenen politischen Verantwortung gerecht zu werden und die strukturellen Rahmenbedingungen für einen zukunftsfähigen Lebens- und Wirtschaftsstil auf den Weg zu bringen.
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