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AUFTAKT
Markus Beile
Auferstehung als Sprachereignis
Sprache wirkt nur eindeutig. Je genauer wir hinschauen, desto vertrackter wird sie. – Über Sprachspiele, Schematisierungen und mythopoetische Rede.
Jegliches Nachdenken findet auf sprachlicher Basis statt. Sprache ist von daher etwas so Grundlegendes, dass der Philosoph Ludwig Wittgenstein formulierte: »Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt.« Ich will zunächst ein paar Gedanken über das Phänomen »Sprache« äußern. Dies soll den Rahmen bilden für das spannende, aber auch theologisch umstrittene Thema »Auferstehung«. Fühlen Sie sich also eingeladen zu einer kleinen Gedankenreise. Vielleicht entdecken Sie ja dabei Neues, Ungeahntes, was Sie weiterbringt oder Sie zumindest produktiv verstört.

Phänomen »Sprache«

Wir stellen uns das Phänomen »Sprache« in der Regel zu einfach vor. Viele denken, dass Sprache so funktioniert, dass Wörter einzelne Gegenstände bezeichnen. Aber so schlicht darf man sich Sprache nicht vorstellen – auch wenn es immer wieder in der Geistesgeschichte Versuche gab, Sprache darauf zurückzuführen. Unsere Sprache würde massiv verarmen, wenn wir diese Messlatte anlegten – aber wir entkämen selbst dann, wenn wir vermeintlich einfache, klare Sätze bildeten, den grundsätzlichen Fragen nicht, die Triebfeder waren für vielerlei philosophische Überlegungen.

Ich will Ihnen das an einem Beispiel deutlich machen: Der Satz »Ich sitze oft an meinem grünen Tisch im Wohnzimmer« klingt klar und präzise. Jeder weiß, was ein grüner Tisch ist. Und wenn irgendjemand mit der Aussage Schwierigkeiten haben sollte, nehme ich ihn einfach mit in mein Wohnzimmer und zeige ihm den Tisch.

Aber die Dinge sind nicht so einfach, wie sie scheinen: Was macht einen Tisch zum Tisch? Braucht er Füße oder nicht, um ein Tisch zu sein? Was ist noch grün und was nicht mehr? Wer oder was ist das »Ich«? Bin ich noch »ich«, wenn mein Bein amputiert ist? Ist das amputierte Bein noch »ich«? Bin ich noch »ich«, wenn mein Gehirntod eingetreten ist? Sie merken: Sprache wirkt nur eindeutig. Je genauer wir hinschauen, desto vertrackter wird Sprache.

»Sprachspiel«

Jedes Sprachspiel hat seine eigene Logik, seine »Grammatik«. Manche Fragestellungen sind der Logik bestimmter Sprachspiele gegenüber unangemessen (z.B. »Wie groß ist eine Seele?«). Sprachspiele funktionieren in bestimmten Kontexten, in anderen wiederum nicht. Einzelne Wörter und Sätze können innerhalb verschiedener Sprachspiele völlig Unterschiedliches aussagen (z.B. bedeutet der Satz »Sie hat ein gutes Herz« im Operationssaal etwas anderes, als wenn eine Lehrerin über die charakterliche Verfassung einer Schülerin urteilt). Manche Sprachspiele ähneln sich – Wittgenstein spricht von »Familienähnlichkeiten« –, andere wiederum sind sich eher fremd. Sprachspiele sind grundsätzlich offene Systeme, erweitern und verändern sich, vor allem aufgrund der vielfachen Wechselbeziehungen, in denen sie stehen. Ein spielerisches Moment ist für sie charakteristisch. [...]


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