archivierte Ausgabe 3/2022 |
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Prof. Dr. Rita Burrichter, Schriftleiterin Foto: © Nora Gold |
Liebe Leserinnen und Leser,
Da bin ich doch ziemlich erschrocken! Ich schaue gern mal in das Grimm’sche Wörterbuch, wenn es um Herkunft und Bedeutung eines Wortes geht. Und dann das: »Reisen« meint zunächst eine Bewegung aufwärts, ein sich Erheben und daraus entwickelt das Aufbrechen. Im engeren Sinn dann, so sagt es das Wörterbuch, meint die Reise »den Aufbruch zum Kriege«. Dies sei dann im Mittelhochdeutschen die herrschende, im Mittelniederländischen gar die einzige Bedeutung! Zwar kennt das Wörterbuch auch den »Reisealtar« und die »Reiseandacht «, aber die Frage erscheint doch unerwartet aktuell: Wie friedlich und fromm ist eigentlich das Reisen?
Lukas Ricken und Andreas Menne haben ein ansprechend vielfältiges Heft zusammengestellt, das die Ambivalenzen nicht ausspart und jenseits wohlbekannter spiritueller Anknüpfungspunkte theologisch und religionspädagogisch Relevantes versammelt. Ihr gemeinsamer Beitrag entfaltet dementsprechend die Landkarte und programmiert das Navi. Harald Schwillus markiert die religionspädagogische Bedeutung von Begegnung – mit den Fremden, mit dem Fremden und mit sich selbst. Sophia Bertold fragt nach, ob ökologisch, ökonomisch und sozial verantwortetes Reisen überhaupt noch möglich ist und mahnt eine ethische Auseinandersetzung jenseits des »Öko-Shaming« an. Literarische und cineastische Sichtungen ermöglichen Reiseerfahrungen auf dem heimischen Sofa oder im Kinosessel, aber auch den Transfer in Schule und Gemeinde.
Dass religiöse Lernprozesse der besonderen Aufmerksamkeit bedürfen, darauf macht im zweiten Heftteil Rudolf Englert aufmerksam. Er weist darauf hin, dass unter den Voraussetzungen religiöser Pluralität der Referenzrahmen für die Diskussion der Perspektiven des Glaubens auf existenziell-religiöse Fragen (Existiert Gott? Gibt es ein Leben nach dem Tod?) nicht mehr einfach gegeben ist. Religiöse Urteilsfähigkeit bedarf der Entwicklung von Unterrichtsstandards, die dem spezifisch religiösen Diskurs Rechnung tragen. Praxisbeispiele aus Schule und Hochschule machen nachdrücklich deutlich, was sich hinter der etwas sperrigen Überschrift verbirgt.
»Aufbrechen« ist auch hier erforderlich – begeben Sie sich auf die Reise!
Rita Burrichter
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